Vortrag

Wissenstransfer in der Krankenpflege

Grenzen der Digitalisierung von Wissen

 

Wolfgang Orians

 

 

 

 

 

 

 

 

Biografie

Wolfgang Orians ist Verleger und Publizist, Trainer für Beschäftigte in der Pflege und hat einen Lehrauftrag an der Hochschule Neu-Ulm für externe Unternehmenskommunikation. Er hat an der Fachhochschule für Sozialwesen in Mannheim (heute Hochschule Mannheim) Sozialpädagogik und an der Universität Hohenheim am Institut für Kommunikationswissenschaft Journalistik studiert. Knapp 20 Jahre hat er in verantwortlichen Positionen in den Kommunikationsbereichen von Industrieunternehmen gearbeitet und sich dabei intensiv mit Fragen des Wissensmanagements und des Wissenstransfers beschäftigt

Vortrag

Wissenstransfer in der Krankenpflege
Grenzen der Digitalisierung von Wissen

Abstract

Wissenstransfer ist in der Kranken- und Altenpflege unabdingbar. Doch die Hoffnungen auf eine digitale Lösung der vielfachen Herausforderungen in der Pflege trügen. Die Spezifika des Pflegeberufs sowie das in diesen Professionen notwendige Wissen und Können entziehen sich einer Substitution durch Computer beziehungsweise digitale Systeme. Dies heißt selbstverständlich nicht, dass die Digitalisierung vor diesem Bereich halt machen würde. Die Verantwortlichen müssen sich jedoch darüber im Klaren sein, dass das Digitalisierungspotenzial beschränkt ist und in einem Berufsfeld, das bereits heute in hohem Maße von Fachkräftemangel und Arbeitsverdichter gekennzeichnet ist, in erster Linie zur Entlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und nicht zur Erlangung von Effizienzgewinnen dienen sollte. Für den Wissenstransfer sind elektronische Systeme nur in einer Unterstützungsfunktion tauglich. Deshalb sollten durch Digitalisierung zu erzielende Zeitersparnisse in prozessorientierten Wissenstransfer investiert werden.

Inhalt

Wissenstransfer spielt im Gesundheitswesen eine zentrale Rolle. Im Bereich der Pflege findet er auf unterschiedlichen Ebenen statt. Die formalisierte Ebene umfasst beispielsweise Dokumentationen, Übergabegespräche und Teambesprechungen, zur informellen Ebene gehören „zwischen Tür und Angel“-Unterhaltungen, unstrukturierte Gespräche im Stationszimmer, in der Kaffeepause oder beim Mittagessen. Basis dieses Vortrags ist eine qualitative Studie für die elf Tiefeninterviews mit Pflegekräften geführt wurden. Dabei zeigte sich, dass die Bedeutung der elektronischen Dokumentation für den reibungslosen Ablauf der Prozesse in Krankenhäusern und Pflegeheimen zwar unbestritten ist, dass sich aber der Großteil des pflegerischen Wissens und Könnens (und somit des Handelns) einer Digitalisierung entzieht. Der Wissenstransfer im Pflegebereich findet trotz der hohen Bedeutung (Übergabe bei Schichtwechsel, Einweisung bei Operationen) zu einem guten Teil unstrukturiert statt. Digitalisierung kann hier einen Betrag leisten, um durch Standardisierung von Routineabläufen Zeit für einen intensiven und struktureierten Wissenstransfer in der Pflege zu schaffen.  

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