Social Collaboration
Beruflicher Wissensaustausch auf sozialen Medien
eine Studie zur Rolle von Xing, Twitter und Facebook
Sonja Utz
Stiftung Medien in der Bildung - Leibniz-Institut für Wissensmedien
Forschungsgruppenleiterin
Biografie
Prof. Dr. Sonja Utz leitet seit 1. April 2013 die Nachwuchsgruppe ERC / Social Media am Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) in Tübingen. Nach Ihrer Promotion in Eichstätt war sie u.a. neun Jahre in den Niederlanden tätig – an der VU University Amsterdam und als associate lector für soziale Medien und Reputationsmanagement an der NHL Leeuwarden. Sie untersucht die Effekte der Nutzung sozialer Medien, insbesondere in Organisationen.
Vortrag
Beruflicher Wissensaustausch auf sozialen Medien
eine Studie zur Rolle von Xing, Twitter und Facebook
Abstract
Beruflicher Wissensaustausch findet nicht nur auf unternehmensinternen Plattformen, sondern auch auf öffentlichen sozialen Medien wie Xing, Twitter oder Facebook statt. In dieser Studie wird erstmals der berufliche Wissensaustausch auf verschiedenen Plattformen verglichen. Neben der Nutzung werden die Motive sowie mögliche Konsequenzen (Informationsvorsprung, Karrierezufriedenheit, Identifikation mit dem Unternehmen) sowie die Rolle der social media policy des Unternehmens untersucht.
Inhalt
Eine Onlinestudie unter Berufstätigen aus verschiedenen Branchen (Durchschnittsalter 39, überwiegend Hochschulabschluss) zeigte, dass Xing (58%) und Facebook (47%) am häufigsten beruflich genutzt werden. Ein Viertel der Befragten nutzte Twitter, und nur 14% hatten Zugang zu Yammer oder einem anderen internen social media Tool.
In Bezug auf die Motive ergeben sich Unterschiede zwischen den Plattformen. Bei Facebook steht der Wissensaustausch eher im Hintergrund; nur das Teilen von arbeitsbezogenen Informationen wird als Motivation genannt. Xing wird vor allem zum Finden von Experten benutzt. Bei Twitter stehen neben dem Teilen von arbeitsbezogenen Informationen die Informationssuche und das Gewinnen neuer Ideen für die Arbeit im Vordergrund. Yammer wird primär zum Teilen und Suchen von arbeitsbezogenen Informationen genutzt. Das bessere Kennenlernen der Kollegen steht auf keiner Plattform im Vordergrund, noch weniger die Selbstprofilierung.
Bei den Fragen zum Wissensaustausch wurde unterschieden zwischen explizitem Wissen (Links, Dokumente) und Erfahrungswissen (als Antwort auf die Fragen Anderer, in Blogbeiträgen). Generell wird, wie zu erwarten, auf internen Tools am meisten Wissen geteilt, vor allem auch Dokumente. Auf Twitter werden vorwiegend Links geteilt. Interessanterweise wird mehr Wissen auf Facebook ausgetauscht als auf Xing. Dies gilt insbesondere für das Teilen von Links und das Antworten auf die Fragen anderer Nutzer.
Generell führt die Nutzung sozialer Medien zu einem Informationsvorsprung. Direkte Effekte auf die Karrierezufriedenheit finden sich nicht, ein wahrgenommener Informationsvorsprung korreliert aber positiv mit der Karrierezufriedenheit. Unternehmen können diese Prozesse durch ihre social media policy steuern: Mitarbeiter von Unternehmen, die die Nutzung sozialer Medien fördern, verfügen über mehr Informationen, sind zufriedener mit ihrer Karriere und stärker identifiziert mit ihrem Unternehmen.
Die Studie zeigt, dass öffentliche soziale Netzwerke eine nicht zu unterschätzende Rolle für den beruflichen Wissensaustausch spielen. Knapp die Hälfte nutzt Facebook auch beruflich, und dort findet mehr Wissensaustausch statt als auf Xing. Statt die Nutzung solcher scheinbar primär privaten Netzwerke zu verbieten, sollten Firmen die Nutzung solcher Medien unterstützen, da sie zu besser informierten und zufriedeneren Mitarbeitern führt.
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